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Öl vs. Daten – Was ist wertvoller?

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Veröffentlicht am 09. April 2019

Es kommt darauf an, wen Sie fragen.

In den letzten Jahren kursiert vermehrt die These, dass Daten Öl als wertvollste Ressource der Welt ablösen. Die Kernidee dahinter: In dieser digitalen Wirtschaft gleichen Daten und das, was Sie daraus gewinnen, dem Öl vor hundert Jahren. Ein unverbrauchtes, gewaltiges Gut, das – je nachdem, wie Sie es gewinnen und nutzen – enorme Chancen bietet. Den Wert des Rohstoffs bestimmt die Veredelung zu einem Handelsprodukt. Beim Öl ist das die gewonnene Energie, bei Daten das extrahierte Wissen.

Ökonomen, Professoren und sogar CEOs verkünden, dass Daten das neue Öl der heutigen Wirtschaft seien, während andere sagen: „Auf keinen Fall!“ (Beispiele finden Sie in den [zahlreichen] Referenzen weiter unten.)

Die erste Erwähnung dieses Begriffs stammt aus dem Jahr 2006. Der britische Mathematiker und Architekt der Tesco Clubcard, Clive Humby, sagte: „Daten sind das neue Öl. Es ist wertvoll, kann aber unraffiniert nicht wirklich genutzt werden. Sie müssen in Gas, Kunststoff, Chemikalien usw. umgewandelt werden, um eine wertvolle Einheit zu schaffen, die gewinnbringende Aktivitäten ermöglicht; daher müssen die Daten zerlegt und analysiert werden, damit sie einen Wert haben.“

In einem aktuelleren Wired-Artikel aus dem Jahr 2014 mit dem Titel „ Daten sind das neue Öl der digitalen Wirtschaft“ wird argumentiert, dass Daten in einer digitalen Wirtschaft wertvoller denn je seien. Sie seien der Schlüssel zu einer reibungslos funktionierenden Gesellschaft, und dass ohne sie alles zum Stillstand käme. Dass Unternehmen anfangen sollten, Daten als das zu behandeln, was sie sind, und dass sich durch die Nutzung dieser Daten enorme Geschäftsmöglichkeiten ergeben. Gute Daten sind immer besser als Meinungen und die Erkenntnisse ermöglichen es Unternehmen, potenziell neue Wachstumsmöglichkeiten zu eröffnen. Interessanterweise schrieb Wired im letzten Monat weiter: Nein, Daten sind nicht das neue Öl . Aber wir kommen darauf zurück.

Befürworter der These „Es ist so!“ argumentieren, dass Öl eine der wertvollsten Ressourcen der Gesellschaft und seine Kontrolle der Schlüssel zur Beherrschung der Wirtschaft war. Im heutigen digitalen Wirtschaftsumfeld machen Daten sowie das daraus gewonnene Wissen und die Erkenntnisse sie oft noch wertvoller. Datenanalyse ist deshalb heute unverzichtbar für Unternehmen.

Die „Dafür“-Anhänger sprechen auch davon, dass unsere persönlichen Daten heute unser wertvollstes Gut seien und dass all diese Daten im Wesentlichen von fünf globalen, grenzenlosen Megakonzernen kontrolliert würden, die größer seien als die meisten Regierungen. Sie verdienen jede Menge Geld und haben enorme Macht. Aufgrund dieser marktbeherrschenden Stellung fordern manche die kartellrechtliche Zerschlagung dieser Unternehmen. (Zum Vergleich : Google besitzt einen Anteil von etwa 80 % an der Suche und Standard Oil hatte zum Zeitpunkt der Aufspaltung lediglich einen Anteil von 79 % am amerikanischen Markt.) Das schwarze Gold sei durch Daten ersetzt worden, heißt es. Mehr Macht, mehr Profit wie die Ölbarone von einst.

Diese Unternehmen tauschen im Allgemeinen den Zugriff auf ihre Systeme gegen unsere persönlichen Daten. Das potenzielle Problem entsteht dann, wenn zwei dieser Unternehmen nahezu 90 Prozent aller neuen Internetwerbung kontrollieren und der Rest der Internetwirtschaft darunter leidet. Die „Dafür“-Verfechter scheinen sich immer an der Vorstellung festzuklammern, dass die Daten uns helfen. Hilft bei der Entwicklung neuer Lösungen/Produkte, unterstützt bei Wettervorhersagen und selbstfahrenden Autos und zeigt, dass sich unser Leben durch Daten drastisch verbessert hat.

Die andere Seite, die „Nein, Daten sind nicht das neue Öl“-Vertreter, sagen, dass die Analogie oder Metapher zwar passen könnte und als Marketinginstrument nützlich sei, der Vergleich jedoch bei genauerem Hinsehen nicht mehr schlüssig sei. Und es ist nicht nur so, dass einer von ihnen eine Flüssigkeit ist.

Zunächst sagen sie, dass Öl eine endliche Ressource ist, während Daten unbegrenzt und mehrfach verwendbar sind. Öl erfordert viele Ressourcen für den Transport, Daten hingegen können in nur wenigen Millisekunden um die Welt reisen. Daten werden durch ihre Nutzung sogar wertvoller, statt zu verbrauchen oder verloren zu gehen wie Licht oder Wärme. Deshalb irrt, wer annimmt, Daten seien nach einmaliger Nutzung, wie Öl, nicht mehr wertvoll.

Da Öl endlich ist, wird es schwieriger werden, es zu fördern, da weniger Öl zur Verfügung steht. Daten hingegen wachsen (natürlich) schnell und werden ständig erweitert. Mit IoT werden täglich mehr Daten gesammelt, als Sie sich vorstellen können. Und in ihrer Rohform können aus Daten alle möglichen Dinge werden. Es kann so ziemlich alles darstellen, was ein Computer verarbeiten kann. Bei Öl ist es Öl. Aus Rohöl werden Benzin, Düsentreibstoff, Kunststoffe, Schmiermittel, Straßen und andere ganz spezielle Produkttypen hergestellt. Darüber hinaus hat Data Mining wesentlich weniger negative Auswirkungen auf die Umwelt.

Sie weisen auch darauf hin, dass es sinnvoller sei, die Daten mit Energiequellen wie Sonne, Wasser und Wind zu vergleichen, da diese im Überfluss vorhanden seien.

Worüber sie sich jedoch einig sind, ist die Kraft, die von der Ressource ausgeht. Daten wie Öl zu behandeln, verstärkt das Machtungleichgewicht nur. Diejenigen, die die Ressourcen besitzen, und diejenigen, die sie nicht haben.

Was denken Sie? Ist das ein sinnvoller Vergleich?

 

Verweise

Daten sind nicht das neue Öl

Darum sind Daten nicht das neue Öl

„Daten sind das neue Öl“: Ihre persönlichen Daten sind heute das wertvollste Gut der Welt

Daten sind das neue Öl der digitalen Wirtschaft

NEIN, DATEN SIND NICHT DAS NEUE ÖL

Die wertvollste Ressource der Welt ist heute nicht mehr Öl, sondern Daten